Leadership, Organisationsentwicklung, Virtuelle Kommunikation | 27. April 2020

Von wegen Revolution: Auch Remote dominieren die Statusorientierten

Remote Work = gleichberechtigte Kommunikation? Die Rechnung geht nicht auf.

War zu Beginn bei mir die Hoffnung, dass die Virtualisierung der Arbeitswelt zu einer gleichberechtigten, partizipativeren Gesprächskultur führen würde, kam schnell die Ernüchterung. Videokonferenzen ohne gleichwertige und zugängliche Beteiligungsformate, ohne gelebte, verbindliche Grundprinzipien und ohne stringente Moderation können, nun ja, ein Alptraum sein.

Schnell etablierte sich eine neue Kultur der Status-Dominanz, ein Beispiel neulich im Meeting: Die Statusorientierten verhielten sich so: Spät kommen, teilweise Video abschalten, dazu wie sich rausstellte zeitweise (ohne das anzukündigen) gar nicht anwesend sein; was Anderes nebenher machen. Beiträge dann aggressiv und bambambam die eigene Meinung in die Runde schmeißen. Dann unangekündigt und ohne schlüssige Erklärung raus: „muss leider früher gehen“. Die Aufräumarbeit – also die eigentliche Arbeit – dann den Anderen überlassen. Wow! Da war ich auch erstmal baff.

Warum können virtuelle Meetings statusorientierten Menschen eine besondere Bühne bieten?

Einige Gedanken dazu: Introvertierte Teilnehmer*innen empfinden teilweise die Hemmschwelle, andere zu unterbrechen und sich einzubringen, im virtuellen Raum noch höher. In größeren Meetings ist es schwieriger, die emotionale Haltung der Teilnehmer*innen non-verbal zu lesen. Das erschwert beziehungsorientierten Menschen den Aufbau von sozialen Strategien, ein Thema zu beeinflussen. Darüber hinaus können statusorientierte Menschen dieses Schweigen als Sieg oder Zustimmung interpretieren und ewig weiter schwadronieren. Die technische Distanz kann darüber hinaus zu aggressivem, sozial kaltem Verhalten einladen. Das kann den generellen Umgang mit dem Medium betreffen, aber auch die inhaltliche Ebene. Es werden einfach nur noch angebliche „Fakten“ geäußert – die Beziehungsebene wird inhaltlich und technisch ausgeblendet.

Auf der anderen Seite: Der große Gleichmacher

Online-Zusammenarbeit bietet eine unerschöpfliche Vielfalt an Formen der gleichberechtigten und barrierefreien Zusammenarbeit. Konflikte müssen zwar weiterhin gelebt werden, wenn eine Gruppe eine gemeinsame, gleichwertige Meetingkultur entwickeln will. Mit etwas Planung und guter Überlegung lassen sich aber Formate entwickeln, die eine gleichwertige, partizipative und effektive Kollaboration fördern. Beiträge, Rückmeldungen, Meta-Feedback und Abstimmungen müssen nicht mehr verbal/visuell und zeitgleich erfolgen. Sie können parallel, zeitversetzt und auch anonym eingeholt werden. Durch Gruppenarbeit lässt sich eine gleichwertigere Beteiligung erreichen, durch 1zu1-Begegnungen steigert sich die Empathie für einander. Viele Arbeitsprozesse können in gemeinsamer Arbeit in Online-Dokumenten geschehen. Hier kommt die verbale Dominanz nicht zum tragen, Anonymität kann sicherstellen, dass die beste Idee, das beste Argument gewinnt.

Das sind nur einige Ideen auf der Moderationsebene. Remote Work ist nur ein Werkzeug, dass sich zum Schlechten, aber auch zum Guten nutzen lässt. Strategisches Kooperieren beziehungsorientierter Mitarbeiter*innen und eine gewisse Spielfreude werden weiterhin nötig sein, um statusorientierte Einzel- oder Gruppentäter auszumanövern. Zum Schluß noch eine erste Liste mit den bisher beobachteten Verhaltensweisen statusorientierter Dominierer. Vielleicht erkennen Sie die eine oder andere aus ihrem letzten Meeting wieder. Viel Spaß!

Daran erkennen Sie statusorientiertes Verhalten in virtuellen Meetings:

  • Keine Zeit haben – spät kommen, früh gehen
  • Wichtigeres zu tun haben – Keine volle Aufmerksamkeit schenken, nebenher andere Dinge tun
  • Raum nehmen – Lange reden, aggressive Untertöne
  • Sozial Abstand halten – Soziale Phasen und Regeln ignorieren/ablehnen
  • Sich in Beiträgen nicht auf andere beziehen
  • Kein Interesse an Feedback
  • Unterbrechen, Wort abschneiden
  • Visuell Abstand halten – Kamera bleibt aus, „Teilnehmer*in aus dem Dunkel“, sich überraschend einschalten – gerne mit „so geht es ja gar nicht!“ oder „Wir brauchen was ganz anderes!“

Ich entwickele gerade ein Training in die Richtung: „Remote Formate gleichberechtigt konzipieren und durchführen“, bei Interesse gerne melden!

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