An Albtraumszenarien wie in der Serie „Black Mirror“ fehlt es in der Unterhaltungs- und Medienwelt nicht. Mir fehlt es aber an einer positiven Diskussion und Ausarbeitung von Visionen für eine alternative Form des Wirtschaftens und Zusammenlebens. Zwei Bücher versprechen hier Abhilfe – oder zumindest eine angeregte Diskussion.
Rutger Bregmans „Utopien für Realisten“ ist zwar kein allumfassendes Konzept, aber durch seine Analysen und Recherchen zeigt er auf, was möglich ist. Das Buch hat mir Mut gemacht und Lust auf Veränderung gegeben. Wussten Sie zum Beispiel, dass die USA zweimal bereits beinahe ein Grundeinkommen eingeführt hatten, es schon den Kongress durchschritten hatte und die gesamte Öffentlichkeit dafür war? Ich konnte es kaum glauben. Auch Bregmans Analyse, wie ungerecht wir Armut und Leistung im Diskurs oft verknüpfen und welche Wirkung Armut tatsächlich hat, haben meine Wahrnehmung verändert.
Ein ausgewachsenes Konzept ist hingegen die Gemeinwohl-Ökonomie, vorgestellt im gleichnamigen Buch von Christian Felber. Dieses über Jahrzehnte von vielen Menschen entwickelte (und umgesetzte) Konzept ist ein ernstgemeinter Versuch, ein Gesellschaftsmodell zu entwickeln, was weder Sozialismus, weder Kommunismus, aber auch nicht angeblich „freie“ Marktwirtschaft ist. Auch wenn die Lesbarkeit des Buchs insgesamt unter dem Versuch leidet, in einem einzigen Text Lösungen in allen Bereichen des Lebens und Wirtschaftens vorzustellen, so ist allein der einleitende Teil ein fulminantes Ideenfeuerwerk, das mich persönlich berührt und bereichert hat.
Seine Analyse, wie ein ungesteuerter Kapitalismus unsere eigene Wertebasis aushöhlt und wie Alternativen in innerer Haltung und gesetzlicher Rahmengebung aussehen müssen, überzeugt. Ich bin nach der Lektüre überzeugter, dass ein Wirtschafts-System, dass sich am Gemeinwohl und an sinnvollem Handeln orientiert, funktionieren kann und dass die Politik dem Anspruch unseres Grundgesetzes nicht genügt. Felber zeigt viele Wege auf, wie wir durch politische und ökonomische Beteiligung aller am Gemeinwesen die Krise der Demokratie überwinden können. Ich habe auf jeden Fall Lust und Hoffnung bekommen, mich noch stärker zu beteiligen.
Buch: „Utopien für Realisten“ von Rutger Bregman – erschienen im Rowohlt Verlag.
Buch: „Gemeinwohl-Ökonomie“ von Christian Felber – erschienen im Piper Verlag.
Und nicht vergessen: Wenn möglich im lokalen Buchhandel um die Ecke bestellen!